"Wie würde unser Land heute ohne die zahlreichen europäischen Kooperationsprogramme ausschauen?" Gerald Gröchenig von der Europäischen Theaternacht über die EU-Wahl

Was hat die EU mit Kultur zu tun? Wir haben Kulturtätige gefragt, warum ihnen die EU-Wahlen wichtig sind, welche Relevanz sie für ihre Arbeit haben und was sie sich für Europa wünschen. Hier das Interview mit Gerald Gröchenig von der Europäischen Theaternacht.

Europäische Theaternacht, Foto (c) Rupert Derschmidt

- Warum sind dir die EU-Wahlen wichtig?

Da ich seit Jahren in  Projekten mit verschiedenen europäischen Partnern tätig bin, haben die Wahlen wie auch der Stellenwert des europäischen Denkens in den Ländern der Kolleg*innen eine Bedeutung für weitere Entwicklungen von Kooperationen.

 

- Arbeitest du eher regional oder auch über die Landesgrenzen und Bundesgrenzen hinaus?


Es gibt heute im Kulturbereich kaum mehr Projekte, wo man - auch wenn sie regional konzipiert sind - nicht über die eigenen österreichischen Grenzen hinausschauen muss. Meine Tätigkeit bei der Organisation der Europäische Theaternacht in Österreich oder dem Creative Europe Projekt ASSET (Audience Segmentation System in European Theatres) bedingen einen kontinuierlichen Kommunikationsprozess mit Kolleg*innen außerhalb unseres Landes, um die Resultate dieses gemeinsamen Denkens in die Tätigkeiten vor Ort einfließen zu lassen.

- Haben Entwicklungen auf EU-Ebene eine Relevanz auf deine Tätigkeit als Kulturschaffende?


Gegenfrage: Wie würde unser Land heute ohne die zahlreichen europäischen Kooperationsprogramme im Bildungs- und Kulturbereich (Leonardo, Erasmus, Grundtvig, Sokrates, Kaleidoskop, Ariane, InterReg, Creative Europe, usw.) ausschauen? Ohne Förderprogramme für Übersetzungen, die  Mobilität von Künstler*innen, Medien, Film, usw? Ohne den gegenseitigen Wissenstransfer auf allen Ebenen des Zusammenlebens?

 

- Was wünscht du dir für die Europa?


Ich wünsch mir, dass der europäische Horizont vermehrt unser Denken bestimmt und dass wir z.B. niemals wieder fürchten müssen, auf das Wissen hochgeschätzter Kolleg*innen wie jener der Londoner Audience Agency verzichten zu müssen, nur weil diese durch einen idiotischen und fahrlässig herbeigeführten Brexit von Kooperationen in Zukunft ausgeschlossen wären.


 

Gerald Gröchenig, Europäische Theaternacht

 

Coverfoto: Rupert Derschmidt