Ich hatte einen Traum
Kürzlich hatte ich einen Traum, und zwar nachdem ich die neuen FPÖ-Plakate gegen das Wahlrecht für AusländerInnen gesehen habe. Also: Drei österreichische PolizistInnen gehen Streife in der U-Bahn. Der erste ist ein groß gewachsener, athletisch gebauter Schwarzer. Der zweite ist eher klein und dünn, mit Gesichtszügen, die eindeutig seine asiatische Abstammung verraten. Und zwischen ihnen eine Frau, etwas dunkler Hautfarbe, mit einem merkwürdigen Detail an ihrer Polizeiuniform - mit einem rot-weiß-roten Kopftuch.
Erinnern Sie sich an eine der Urszenen des antirassistischen Kampfes: Martin Luther King hält vor einer unüberschaubaren Menschenmenge seine Rede: I have a dream ...
Kürzlich hatte ich auch einen Traum, und zwar nachdem ich die neuen FPÖ-Plakate gegen das Wahlrecht für AusländerInnen gesehen habe. Also: Drei österreichische PolizistInnen gehen Streife in der U-Bahn. Der erste ist ein groß gewachsener, athletisch gebauter Schwarzer. Der zweite ist eher klein und dünn, mit Gesichtszügen, die eindeutig seine asiatische Abstammung verraten. Und zwischen ihnen eine Frau, etwas dunkler Hautfarbe, mit einem merkwürdigen Detail an ihrer Polizeiuniform - mit einem rot-weiß-roten Kopftuch. In der Station Schottenring trifft die Patrouille - übrigens, alle drei sind Mitglieder der FPÖ-Polizeigewerkschaft - auf den Gleisen einen jungen Mann an, der offensichtlich gegen die U-Bahn Ordnung verstoßen hat. Der hat nämlich dort geraucht. "Rauchen verboten! Papiere zeigen!" tritt streng und autoritativ die Polizei auf. Der Mann versucht etwas auf Englisch zu erklären, unsere Exekutive bleibt aber unerbittlich: "In Österreich leben, Deutsch sprechen, sonst abschieben!" Als er dann einen, wie es ausschaut, osteuropäischen Pass herauszieht, wird alles klar. "Aha, Tschusch! Du nix wissen, was Ordnung. Wir zeigen dir." Der kleine schlitzäugige Polizist nimmt dem Mann seinen Rucksack ab und fängt an, darin zu wühlen. "Tjusz nach Österreich kommen, Drogen dealen." Der Mann versucht laut zu protestieren, wird aber sofort unterbrochen: "Kusch Tschusch! Sonst Klebeband auf das Maul, dann Allah um Luft beten," zeigt sich auch die Polizistin entschlossen. Endlich packt ihn der große Schwarze am Kragen: "Mitkommen, du Drogen-Whitey!"
Das Publikum am Gleis scheint das harte Vorgehen der österreichischen Exekutive gutzuheißen. Eine alte Dame unter einem mit bunten Federn geschmückten Trachtenhut kommentiert laut: "Bravo, Herr Inspektor. Raus mit den Zigeunern. Sie nehmen uns die Pensionen weg!" Auch ein daneben stehender Skinhead, mit Bierdose in der einen und brennender Zigarette in der anderen Hand, wirft genauso laut ein: "Vergast den Jud!" ...
Da wurde ich wach, und es wurde mir klar, dass das, wovon ich geträumt hatte, nicht der endgültige Untergang des Abendlandes war. Es ist vielmehr die Wiedergeburt des Alpenlandes aus dem Geist des Postrassismus. Sein Motto lautet: united colors of status quo und besagt, dass man alles möglichst schnell und möglichst gründlich erneuern muss, damit es gleich bleiben kann. Das gilt vor allem für das Volk, das jetzt schnell hybridisiert wird, damit es seine alte Funktion als Träger der nationalstaatlichen Demokratie weiter ausüben kann. Und damit es weiterhin das Heterogene "ausscheiden und vernichten" (Originalton Carl Schmitt) kann. Identität ist tot. Heil Hybrid!
Das "Neue" ist schon längst ein Wert der Rechtskonservativen geworden. Das war das erste, was sie in ihrem neoliberalen Wahn privatisiert haben. Und während die Linke immer vergeblicher die alte Welt zu retten versucht, singen die neuen, nun bunten Rechten ganz altpatriotisch die altneue Bundeshymne: "Mutig in die neuen Zeiten/ Frei und farbig sieh uns schreiten ... Vielgeliebtes Österreich."