It's easy if you try …

In sexistischen und homophoben Grundsätzen vereinigen sich die gerne mal so zerstrittenen Weltreligionen zu einer solidarischen Einheit. Da wird schon mal gemeinsam gegen die Homo-Ehe demonstriert oder die strukturelle Diskriminierung von Frauen unter den Teppich gekehrt.

Es scheint unausweichlich, alternativlos, es muss sie geben, die Religion. Am besten nur eine, oder wenn das nicht geht, dann wenigstens eine in unserer Region. Auch das funktioniert immer weniger, die Kreuzfahrerei, die Türkenbelagerungen, die Conquista und die Reconquista, die zahlreichen Schismen, antisemitisches Schlachten vom Mittelalter an, die unerhörten Versuche der katholischen Universalisierung und die lieblos betriebene Ökumene, die anhaltende Ausbeutung und Zerstörung der Welt und ihrer Bewohner_innen, das Sprechverbot für Befreiungstheologen durch amtierende Würdenträger, die sexuelle Diskriminierung und der Missbrauch, ja selbst das Bettelverbot, das dem letzten Bettelorden eines auszuwischen vermag, nichts an all den Widersprüchen kann uns anscheinend davon abhalten, Abstand zu nehmen. Von Religion, ja, von Religion im Allgemeinen. Es nervt zusehends, und in ihrer Orthodoxie nerven sie alle. Wie kann es sein, dass zwar immer von der Religionsfreiheit, aber nie von der Freiheit von Religion gesprochen wird? Dazu scheint mehr und mehr die Vorstellungskraft zu fehlen. Überhaupt erweist sich die Fantasielosigkeit als eine der größten Plagen der Jetztzeit, Margaret Thatchers TINA („There Is No Alternative!“) scheint in jede Gehirnwindung eingezogen zu sein. Aber, und es möge der etwas kitschig anmutende Ausflug in die Popkultur verziehen werden, es ist vielleicht nicht so schwierig: „Imagine there's no heaven“, nichts wofür es sich zu töten oder sterben lohnen würde, wusste schon John Lennon als Antwort zu geben.

In sexistischen und homophoben Grundsätzen vereinigen sich die gerne mal so zerstrittenen Weltreligionen zu einer solidarischen Einheit. Da wird schon mal gemeinsam gegen die Homo-Ehe demonstriert oder die strukturelle Diskriminierung von Frauen unter den Teppich gekehrt. Menschenrechte, die unteilbar sein sollen, kommen nur teilweise durch die Türen der Kirchen, der Moscheen oder der Synagogen. Doch wehe, wenn da jemand Null-Toleranz verlangen würde, schließlich gibt es ja die Religionsfreiheit, selbst wenn diese in ihrer Ausführung anderen verbrieften Rechten diametral entgegen steht. Ein Dilemma wahrlich, besonders wenn dann anerkannten Religionsgruppen in Österreich im Demokratiezirkus der rote Teppich ausgerollt wird, „natürlich“ vorrangig der römisch-katholischen Kirche. Religionsunterricht müssen dann alle bezahlen, einen alternativen Ethikunterricht gibt es immer noch nicht. Aber irgendwie ist es möglich, dass geschiedene röm.-kath. Religionslehrer_innen aufgrund ihres Arbeitsvertrages entlassen werden können, wenn sie sich in einer neuen Partner_innenschaft erwischen lassen. Wie das mit dem Arbeitsrecht durchgeht? Aber geh, wer braucht das schon? Wir haben ja Religionsfreiheit! Gerne, aber dann bitte sollen die Kirchen die Freiheit haben, ihre Lehrkräfte selbst zu bezahlen. Viele Menschen entscheiden sich im Laufe ihres Lebens, aus den Religionsgemeinschaften auszutreten, in die sie meist unfreiwillig hineingeboren wurden. Ihnen wird aber nicht zugesprochen, dass sie oder ihre Kinder Ethik-Unterricht beanspruchen dürfen.

Ja, es herrscht Religionsfreiheit, daher bitte kein „Abendland in Christenhand“ und keinen einfältigen, dreifaltigen, achtpfadigen, reinkarnierten, messianischen oder sonst wie Gott in die Verfassung. Mir reicht die Freiheit völlig. „Imagine democracy, it's easy if you try!“