Erinnern mit Perspektive(n) | Perspektive spominjanja
Österreich feiert 80 Jahre der Befreiung vom Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass widmet sich Land Kärnten|Koroška im Jahre 2025 dem Thema Erinnerungskultur. In dieser Episode von KiKK off - za kulturo werfen wir einen Blick auf zwei Ausstellungen, die die Geschichte Kärnten|Koroškas und das Erinnern an sich kritisch beleuchten, und beschäftigen uns mit der Frage, was eine vielperspektivische Erinnerungskultur ausmacht.
Avstrija praznuje 80 let osvoboditve izpod nacionalsocializma. Ob tej priložnosti se bo dežela Koroška leta 2025 posvetila temi kulture spominjanja. V tej epizodi oddaje KiKK off – za kulturo si bomo ogledali dve razstavi, ki kritično osvetljujeta zgodovino Koroške in samo prakso spominjanja, ter se posvetili vprašanju, kaj pomeni večperspektivna kultura spominjanja.

Erinnern mit Perspektive(n) | Perspektive spominjanja
Ein Zusammenfassung des Beitrags aus der Reihe KiKK off - za kulturo
Anlässlich des Jahres der Erinnerungskultur in Kärnten im Jahr 2025 werden in dieser Folge zwei Ausstellungen vorgestellt, die sich kritisch mit der Geschichte Kärntens auseinandersetzen und die Frage nach einer multiperspektivischen Erinnerungskultur aufwerfen. Die erste Ausstellung im Kärntner Museum, „Hinschauen Poglejmo“, beleuchtet verdrängte Aspekte der Geschichte und macht das Erinnern selbst zum Thema, wobei auch die kärntner-slowenische Perspektive berücksichtigt wird. Die zweite Ausstellung, „Žensko ime odpora“, konzentriert sich auf Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, insbesondere auf die Rolle der kärntner Slowen:innen, und zeigt die lange fehlende Anerkennung dieses Widerstands in der österreichischen Gesellschaft auf.
Ausstellung „Hinschauen / Poglejmo“ im Kärntner Landesmuseum
Am 8. Mai 2025 wurde im Kärntner Landesmuseum die Sonderausstellung „Hinschauen / Poglejmo“ eröffnet, kuratiert von Ina Sattelegger, Peter Pirker und Andreas Krištof. Die Ausstellung widmet sich der Geschichte Kärntens/Koroškas und stellt dabei verschiedene Perspektiven und Stimmen in den Mittelpunkt – vor allem jene, die sich mit den Kärntner Slowen:innen beschäftigen.
Wie Kurator Andreas Krištof im Gespräch betont, ist „Erinnerung nichts, das man einfach weitergibt. Sie ist immer an uns selbst gebunden.“ Das heißt, Erinnerung ist persönlich und subjektiv, sie lebt in der individuellen Erfahrung und ist nie neutral.
Die Ausstellung möchte Besucher:innen dazu einladen, genau hinzuschauen und neue Perspektiven auf die regionalen historischen Ereignisse kennenzulernen. Es geht darum, nicht nur die Mehrheitsgeschichte zu erzählen, sondern auch diejenigen Geschichten sichtbar zu machen, die bisher wenig Beachtung fanden. Damit wird eine vielstimmige Erinnerungskultur angestoßen, die über vereinfachte Narrative hinausgeht.
Ausstellung „Žensko ime odpora / Der weibliche Name des Widerstands“
Diese Ausstellung Žensko ime odpora / Der weibliche Name des Widerstands konzentriert sich auf den weiblichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Faschismus in Kärnten|Koroška. Sie macht die oft übersehene Rolle von Frauen im Widerstand sichtbar.
Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos, Dokumenten und persönlichen Geschichten, wie Frauen aktiv Widerstand geleistet haben. Die feministische Perspektive auf Geschehnisse darf in der Erinnerung an Widerstandsgeschichte heute nicht fehlen. Es geht darum, alte patriarchale Erzählungen zu hinterfragen und die vielfältigen Beiträge zur Geschichte in den Vordergrund zu rücken.
Die Ausstellung regt dazu an, Geschichte nicht nur als zurückliegendes Ereignis zu sehen, sondern als eine lebendige Auseinandersetzung, die auch heute noch Auswirkungen auf Geschlechterrollen und politische Engagements hat.
Fragen und Perspektiven der Erinnerungskultur
Beide Ausstellungen zeigen, wie Erinnerung nicht nur eine Frage der Vergangenheit, sondern ein aktiver, vielstimmiger Prozess ist. Es wird deutlich, dass Erinnerung immer auch mit den persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Kontexten der Gegenwart verbunden ist.
In der Sendung KiKK off - za kulturo wird gefragt: Was bedeutet heute eine Erinnerungskultur, die mehrere Stimmen zulässt? Wie können Museen und kulturelle Institutionen diese Vielfalt abbilden, ohne die Komplexität zu vereinfachen?
Die Kurator:innen und Gesprächspartner:innen betonen, wie wichtig es ist, die unterschiedlichen Geschichten sichtbar zu machen und die Perspektiven der slowenischen Minderheit aktiv einzubeziehen. Erinnerung ist kein starres Monument, sondern ein offener Prozess, der immer wieder neu verhandelt wird.