Kulturdialog in Villach

Die IG KiKK lud erneut zum Austausch mit Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin Mag.a Gerda Sandriesser und Kulturabteilungsleiter Mag. Gert Christian Sturm über das kulturelle Geschehen der zweitgrößten Stadt in Kärnten/Koroška. Letztes Jahr wurde eine Nachbesserung der aktuellen Subventionsordnung und eine Zusammenarbeit zur Verbesserung der Sichtbarkeit der Kulturangebote der freien Szene in Aussicht gestellt. Wir haben nachgefragt, welche Veränderungen sich daraus entwickelt haben.

Gert Christian Sturm, Elena Stoißer und Gerda Sandriesser beim Jour fixe der IG KiKK in Villach 2024.

Nachbericht zum kulturpolitischen Jour fixe am 22. April 2024 in den Räumlichkeiten der schau.Räume (Draupromenade 6, 9500 Villach)
Am Podium: Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin Mag.a Gerda Sandriesser (SPÖ) und Kulturabteilungsleiter Mag. Gert Christian Sturm
Moderation: Elena Stoißer, BA MA (IG KiKK)

Nachbesserung der Subventionsordnung

Stoißer begrüßt und schließt an die Diskussion des letzten Jahres an. Wie angekündigt wurden durch die neue Subventionsordnung Mehrjahresverträge ermöglicht, wovon u.a. schau.Räume bereits profitieren. Eine Nachbesserung der Vorauszahlung bei Projektsubventionen (max. 30%) wurde voriges Jahr in Aussicht gestellt. Sturm betont, dass Steuergeld kontrolliert werden müsse und mit der neuen Subventionsordnung mehr Zufriedenheit unter den Kulturtätigen herrsche. Es hätten Gespräche stattgefunden, um den Verbesserungsbedarf zu evaluieren. Hauptkritikpunkt seien kleine Projekte, die Grenze für das Einfachverfahren werde von 750 € auf 1.500 € angehoben. Dies werde noch heuer umgesetzt, so die Politik zustimmt.

Die Frist für die Anträge für Jahresförderung sei mit Mai des Vorjahres sehr früh, meint Stoißer. Sturm verweist auf die Budgetverhandlungen mit Finanzverwaltung, welche im September stattfänden. Nur wenn die Kulturabteilung den Bedarf kennt, könne sie das benötigte Budget verhandeln. Durch das frühe Einreichen könne bereits im Januar ausbezahlt werden. Sandriesser wünscht sich, dass insbesondere Jubiläen rechtzeitig vorab bekannt geben werden und nicht erst im Jubiläumsjahr. Aus dem Publikum kommt der Hinweis, dass die Umstellung auf das neue System anstrengend sei, danach gehe es leichter. Sturm brauche im Mai eine grobe Voreinreichung, im Herbst folge dann die Behandlung. Bei langjährigen Fördernehmer:innen werde die Zusage vorab erteilt, vorbehaltlich der Abrechnung. Vorher gibt es keine Auszahlung.

Kulturbudget

Laut den Berechnungen der Kulturabteilung wurden die Subventionen der freien Szene um 15% erhöht, dafür erhielten die großen Tanker wie Carinthischer Sommer weniger. Fair Pay sei noch nicht zu 100% zu schaffen. Sturm sei bewusst, dass es immer zu wenig sein wird, aber für bestehende Häuser und professionelle Kulturinitiativen gäbe es mehr.

Kulturbericht

Stoißer erinnert an den Vorstoß des Städtebundes 2023, die LIKUS-Systematik (Anm.: LänderInitiative KulturStatistik) einzuführen. Dies ermögliche Transparenz und Vergleichbarkeit mit anderen Städten. Für Sturm habe der Kulturbericht keine Priorität, nur wenige würden sich dafür interessieren. Transparenz sei für ihn am Wichtigsten, und diese gäbe es in Villach. Stoißer kontert, die Erhebung der Villacher Kulturausgaben der IG KiKK zeigte, es sei weiterhin nicht transparent, wohin welche Budgets im Detail fließen. Durch das LIKUS-System wären alle Kulturausgaben schnell und einfach zu lesen.  
Sturm sieht Transparenz als gegeben. Die Vergleichbarkeit sei schwierig. Alle Kommunen arbeiten mit unterschiedlichen Systemen. Er bezweifelt, dass sich das LIKUS-System durchsetzen wird.

Veranstaltungstätigkeit der Stadt

Stoißer führt die Positionierung der IG Kultur Österreich an, wonach Kulturabteilungen vor allem Infrastruktur und Service für Kulturtätige bereitstellen sollen. Sandriesser sieht die Stadt auf einem guten Weg. Sturm schätzt das gute Zusammenspiel mit der freien Szene. Es brauche beides, daher wurde das Budget für die freie Szene aufgestockt. Doch Ballett etwa gäbe es in Villach nicht, wenn es nicht von außen geholt werden würde. Auf Nachfrage zählt Sturm Wels, Steyr und Wiener Neustadt mit vergleichbaren Kulturangeboten durch die Stadt auf. In Wels werde das Stadttheater von der Kulturabteilung bespielt, ähnlich wie in Villach das Congress Center (CCV). Aus dem Publikum kommt der Hinweis, dass die freie Szene die Chance bekommen muss, wachsen zu können. Alles, was von auswärts kommt, wird wieder schnell vergessen, lokale Kulturinitiativen hingegen bauen eine Bindung auf.

Stoißer erinnert an den Vorschlag, die freie Szene in das Abo zu integrieren.
Laut Sturm habe es Gespräche mit einzelnen Kulturveranstaltern gegeben. Aufgrund einiger Rahmenbedingungen des CCV (Bühnengröße, Anzahl Sitzplätze) sei es schwierig, Kulturangebote in das bestehende System einzubauen. Es gäbe derzeit auch keine konkreten Wünsche.

 

Sichtbarkeit für freie Szene

Überall in der Stadt gäbe es Plakate der Stadt Villach, für die freie Szene bleibe kaum Platz, so Stoißer. Sturm kontert, es gäbe genug Platz. Aus dem Publikum kommt die Kritik, dass die Plakatierkosten nicht leistbar wären.
Stoißer lobt, dass in der Stadtzeitung jetzt auch Veranstaltungen der freien Szene übernommen werden. Schön wäre, diese auch in den Drucksorten und Postsendungen zu integrieren. Sandriesser und Sturm verweisen, dass nur einmal pro Jahr der Spielplan an die Haushalte gehe. Viele Vereine könnten die frühen Vorlaufzeiten nicht bedienen. Der Platz in der Stadtzeitung sei begrenzt, doch gäbe es nun einen guten Mix. Sturm freut sich, dass die Übernahme vom online Veranstaltungskalender in den Terminkalender der Stadtzeitung funktioniere.

Es wird angeregt, Gastspiele von Kärntner Produktionen in Villach sichtbar zu machen. Anwesende sprechen sich aus, gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, wo Künstler:innen aus Kärnten auftreten können. Es brauche mehr Synergien. Der Vorschlag entsteht, im Abo auch eine Veranstaltung aus der freien Szene ankreuzen zu können. Sturm erzählt, es hätte bereits Gespräche gegeben, die zu keiner Lösung geführt hätten. Daher forciert er das nicht, obwohl es grandios wäre. Seine Bereitschaft sei vorhanden, sich einer Arbeitsgruppe anzuschließen, wenn die freie Szene diese initiiert.

Fehlende Räume
 
Die Zusammenführung wie in den 1990er Jahren wird vorgeschlagen. Es fehle eine kleinere Bühne, wo Produktionen aus Kärnten/Koroška gezeigt werden können. Es wird angeregt, eine Vision und eine Strategie für regionale Gruppen zu entwickeln. Es gebe sicherlich Leute in Villach, die mitdenken wollen. Sturm begrüßt die Idee, die Kosten sind jedoch hoch. Die Kulturabteilung bezahlt für den großen Saal im CCV € 9.000 € pro Veranstaltung. Sein großer Traum ist eine Mittelbühne.
Das Publikum moniert, dass es in Villach (auch) an Proberäumen mangelt. In Klagenfurt wurde das Problem mit dem K1 gelöst. In Villach suche die Kulturabteilung derzeit nach einer Alternative für das Haus der künstlerischen Begegnung. Die derzeitigen Verträge wurden bis 2026 verlängert. Ziel sei, erst zuzusperren, wenn die Betroffenen übersiedeln können. Ein Kulturraum soll in der Innenstadt entstehen.

Kulturstrategie

Sandriesser berichtet von Gesprächen zur Kulturstrategie des Landes Kärnten, an der sich auch Villach beteiligt. Es werde auch eine Regionalkonferenz in Villach geben. Stoißer informiert über den zweijährigen Prozess. Derzeit laufe die Evaluierungsphase, u.a. mit Expert:inneninterviews. Alle sind eingeladen, ihre Ideen einzubringen.
Aus dem Publikum wird angeregt, im Vorfeld Regionalgruppen zu installieren. Einmalige Termine wären nicht nachhaltig. Man müsse vorab besprechen: Was braucht Villach?
Sturm will Diskurs und Prozess, um gemeinsam etwas zu entwickeln. Bedürfnisse seien regional unterschiedlich.
 
Stoißer fasst die positiven Punkte zum Abschluss zusammen:

  • 15% Budgeterhöhung für die freie Szene
  • überarbeitete Subventionsordnung erscheint in einem halben Jahr unter Berücksichtigung der Wünsche der freien Szene
  • aktuell wird eine Alternative für das Haus der Begegnung gesucht, damit Mieter:innen nahtlos umsiedeln können
  • In der digitalen Bewerbung der Kulturangebote durch die Stadt wurde die freie Szene aufgenommen
  • Gesprächsbereitschaft/Beteiligungsbereitschaft für das Aufnehmen der freien Szene ins Abo, wenn Initiative zu einer Arbeitsgruppe von der freien Szene kommt