Offener Brief: Kulturstadt Klagenfurt / Celovec retten – die Planungsunfähigkeit gefährdet das Jahr 2026

Kulturstadt retten! Zum wiederholten Male hat Klagenfurt / Celovec es nicht geschafft einen Haushalt zu beschliessen. Zwar könnte der Rechnungsabschluss 2025 – nicht zuletzt aufgrund der bereits bestehenden Ausgabensperre – einen Überschuss ausweisen, dennoch gibt es keinen Budgetbeschluss. Zu Lasten derer die hier leben, arbeiten und sich täglich für das Wohl der Allgemeinheit und den Zusammenhalt engagieren.

Klagenfurt / Celovec, 17. Dezember 2025

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

sehr geehrte Mitglieder des Stadtsenats,

sehr geehrte Gemeinderät*innen der Stadt Klagenfurt / Celovec,

bereits vor der gestrigen Gemeinderatssitzung war klar: Die Stadt Klagenfurt / Celovec wird erneut keinen beschlussfähigen Haushalt vorlegen. Die Landeshauptstadt bleibt weiter ohne finanzpolitische Handlungsfähigkeit. Für Kunst und Kultur – ebenso wie für Soziales, Sport und Zivilgesellschaft – bedeutet das: ein weiteres Jahr im Notbetrieb. 

Zwölftelbudget heißt Stillstand

Auch für das Jahr 2026 tritt erneut die Zwölftelregelung in Kraft. Was technisch nach Verwaltung klingt, ist politisch hochbrisant: Ein Zwölftelbudget ist kein Steuerungsinstrument, sondern ein Notfallmodus, der echte Förderung, Planung und Entwicklung verunmöglicht. Projekte können nicht vorbereitet, Verträge nicht abgeschlossen, Kooperationen nicht eingegangen werden. Mitarbeiter:innen verlieren ihre Jobs – nicht wegen mangelnder Qualität oder Nachfrage, sondern wegen politischer Untätigkeit. 

Spiel auf Zeit – auf dem Rücken der Stadt

Zwar könnte der Rechnungsabschluss 2025 – nicht zuletzt aufgrund der bereits bestehenden Ausgabensperre – einen Überschuss ausweisen, dennoch gibt es keinen Budgetbeschluss.

Statt diese Situation transparent zu klären und Verantwortung zu übernehmen, erleben wir ein Spiel auf Zeit, welches offenkundig bis zu den Gemeinderatswahlen 2027 verschoben werden soll. Die Konsequenzen tragen nicht die Parteien – sondern die Menschen, die diese Stadt täglich gestalten. Obwohl in Wortmeldungen zuletzt immer wieder die Wichtigkeit Kunst und Kultur für die Wahrnehmung und Gestaltung des urbanen Raumes betont wurde, offenbart die aktuelle Situation diese Äußerungen als Lippenbekenntnisse. Niemand der handelnden Akteur*innen der Stadtpolitik Klagenfurt/Celovec ist in der Lage, eine Wende herbeizuführen - die erneute Zwölftelregelung bestätigt uns erneut darin - Klagenfurts / Celovec Stadtpolitik ist die Hochburg des Niveautiefs.

Koralmbahn: Eine historische Chance – und Klagenfurt ist nicht vorbereitet

Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn rückt Klagenfurt / Celovec ab sofort in eine neue Lage: Die Stadt ist nun Teil eines zentralen europäischen Mobilitätskorridors und sollte sich tunlichst sich als kulturelles, kreatives und urbanes Zentrum im Alpen-Adria-Raum positionieren.Doch genau in dieser entscheidenden Phase fehlt jede Vorbereitung.

Ohne eine handlungsfähige Kunst- und Kulturszene gibt es:

  • keine kulturellen Ankunftsorte für neue Besucher:innen,

  • keine innovativen Programme, die den Stadtraum bespielen,

  • keine internationalen Kooperationen, die vorbereitet hätten werden können,

  • keine sichtbare zeitgenössische Kultur, die Klagenfurt als eigenständige Stadt markiert – jenseits von Transit und Eventtourismus.

Koralmbahn und Bahnhof allein schaffen keine lebendige Stadt.

Es sind Kunst, Kultur, Nachtleben, Diskursräume und Orte der Begegnung, die entscheiden, ob Menschen bleiben, wiederkommen oder sich hier ansiedeln. Wer heute die Kunst und Kulturszene Klagenfurt/Celovec durch wiederholt verfehlte Budgetpoltik ausbremst, verspielt die Effekte milliardenschwerer Infrastrukturinvestitionen.

Kultur ist keine Verfügungsmasse

Die freie Kunst- und Kulturszene in Klagenfurt / Celovec arbeitet seit Monaten unter prekären Bedingungen – kooperativ, solidarisch, lösungsorientiert. Über 3.000 Menschen haben die Petition „Klagenfurt, mach deinen Job!“ unterstützt und den Budgetbeschluss für 2025 gefordert.

Dennoch werden weiterhin jene Strukturen destabilisiert, die:

  • kulturelle Bildung ermöglichen

  • demokratische Auseinandersetzung fördern

  • Arbeitsplätze sichern

  • internationale Sichtbarkeit herstellen

  • Mehrsprachigkeit und gesellschaftliche Vielfalt abbilden

Eine Stadt ohne funktionierende Kulturinfrastruktur verliert Identität, Zukunftsfähigkeit und Attraktivität.

Wir fordern die politischen Verantwortungsträger:innen der Stadt Klagenfurt / Celovec auf:

  • Schluss mit Stillstand und parteipolitischen Machtspielen wie wir sie gestern wieder miterleben durften
  • einen Haushalt, der freiwillige Leistungen absichert

  • Planungssicherheit für Kunst, Kultur, Soziales und Sport

  • die Sicherung bestehender kultureller Strukturen und Arbeitsplätze

  • eine strategische Kulturpolitik im Hinblick auf die Koralmbahn, nicht erst danach

Eine Stadt lebt von ihren Menschen, ihrem Zusammenhalt und ihrem Engagement. Wenn Kultur-, Bildungs- und Sozialangebote kaputtgespart oder durch Nicht-Entscheiden zerstört werden, wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die Klagenfurt / Celovec langfristig schadet.

Wir geben nicht auf. Wir bleiben dran. Und wir erwarten, dass Politik endlich ihren Job macht.

Kulturstadt Klagenfurt / Celovec retten – bevor es zu spät ist.

Eure IG KiKK

Die IG KiKK vertritt an die 90 Kulturinitiativen in Kärnten / Koroška. Ein Drittel davon in Klagenfurt / Celovec. Hinter diesen 90 Kulturinitiativen stehen hunderte Menschen, die sich für eine demokratische Gesellschaft einsetzen. Kunst und Kultur zur Verfügung stellen und den Menschen näher bringen. Sie öffnen Diskursräume und gewährleisten gesellschaftliche Einigung, Aufarbeitung und Weiterentwicklung. All das bringt eine so verantwortungslose Handlungsweise in Gefahr. 

Diese Kulturinitiativen sind zentral im Gesellschafts - und Wirtschaftsgeschehen. Sie sind Arbeitgeber*innen. Für Kulturarbeiter*innen natürlich auch, aber weit darüber hinausgehend auch von lokalen Betrieben. Druckereien, Tischler*innen, Metallarbeiter*innen, Hotellerie, Gastronomie, Schneidereien und vieles mehr sind von Aufträgen abhängig. Nicht zuletzt von Aufträgen aus der lebendigen Zivilgesellschaft. Kulturstadt retten!