Lunch Lecture: Fundraising für Kunst und Kultur – Impulse für eine resiliente Praxis
Wie können Kulturtätige resilienter werden? Eine zentrale Antwort lautete in der aktuellen Lunch Lecture der IG KiKK: durch strategisch aufgebautes Fundraising. Claudia Ströbitzer, Expertin für Kultur- und Großspendenfundraising, zeigte in ihrem fundierten Vortrag Wege auf, wie Kulturinitiativen Finanzierungslücken kreativ und professionell schließen können – mit Haltung, Know-how und einem langen Atem.

Fundraising als Kulturpraxis
Fundraising umfasst alle Formen der Drittmittelbeschaffung außerhalb klassischer öffentlicher Förderungen: von privaten Spenden über Unternehmenssponsoring bis zu Stiftungsmitteln und Nachlässen. Gerade im Kulturbereich – oft unterfinanziert und auf kleinem Personalkörper arbeitend – kann gezieltes Fundraising mehr Spielräume schaffen. Dazu braucht es jedoch mehr als gutes Willen: strategische Planung, Datenbankpflege, Kommunikation auf Augenhöhe und strukturelle Unterstützung innerhalb der Organisation.
Ströbitzer betont, dass Fundraising nicht nur Mittelbeschaffung, sondern auch Beziehungsarbeit ist – eine langfristige Investition in Vertrauen. Erfolgreiches Fundraising bedeutet, das richtige Projekt mit der passenden Zielgruppe in Resonanz zu bringen. Ob über klassische Direct Mailings, Crowdfunding-Kampagnen, Freundes- und Förderkrieserkreise oder digitale Tools: Die Auswahl der Mittel muss zum Charakter der Kulturinitiative passen – und zu den Menschen, die sie unterstützen wollen.
Resilienz: Vorbereitung, Haltung, Wiederholung
Ein „Nein“ sei im Fundraising keine Niederlage, sondern Normalität – und Motivation. Resilienz entstehe durch gute Vorbereitung, realistische Erwartungen, kontinuierliche Beziehungsarbeit und ein hohes Maß an Authentizität. Zuhören sei dabei manchmal wichtiger als Reden, so Ströbitzer.
Besonders hervorgehoben wurden auch Best-Practice-Beispiele: etwa das u27-Programm des Stadttheaters Klagenfurt, das durch gezieltes Sponsoring Jugendliche und junge Erwachsene ansprach. Oder die große Spendenkampagne von Radio klassik Stephansdom, die mit klassischen Fundraising-Instrumenten wie Direct Mailings, Hörfunkspots und Spendentagen in 15 Monaten über 700.000 € erzielte – ein Paradebeispiel dafür, wie professionelle Kampagnenführung Wirkung zeigen kann.
Künstliche Intelligenz könne erste Impulse in der Recherche liefern, sei aber kein Ersatz für saubere Analyse und fundierte Hintergrundarbeit.
In der Lunch Lecture der IG KiKK gab Claudia Ströbitzer, Expertin vom Fundraising Verband Austria, praxisnahe Einblicke in die vielfältigen Formen des Fundraisings – mit Fokus auf den Kultursektor, seine Herausforderungen und seine Chancen.
Was ist Fundraising?
Fundraising umfasst die gezielte Einwerbung nicht-öffentlicher Fördermittel, auch als Drittmittel bezeichnet. Es wird unterschieden nach Herkunft der Mittel:
- Privatpersonen: Klein- und Großspenden, Nachlässe, Schenkungen
- Unternehmen: Sponsoring (mit Gegenleistung) und Spenden (ohne Gegenleistung)
- Stiftungen: Fördergelder – in Österreich unterrepräsentiert, aber europaweit relevant
- Freundeskreise (z. B. Fördervereine), NPOs und Sozialpartner
- Sachspenden, Zeitspenden (Corporate Volunteering), Pro Bono-Leistungen
Eine erfolgreiche Fundraisingkampagne beginnt mit klarer Zielgruppenanalyse und gezielter Vorbereitung:
- Zielgruppen definieren: Privatpersonen, Unternehmen oder Stiftungen
- Potenzielle Unterstützer:innen identifizieren: persönliche Netzwerke, Datenbanken, Veranstaltungsbesucher:innen
- Verbindungspunkte analysieren (Matching): Welche Werte oder Themen verbinden uns?
- Projekte konkretisieren: Was genau wird gefördert – und warum? Allgemeine Vereinsfinanzierung ist schwerer zu vermitteln
- Geschäftsführung und Gremien einbinden: Türöffner-Rolle, Kommunikation auf Augenhöhe
- Langfristige Beziehungen aufbauen: Geduld, Konstanz, Einladung zu Veranstaltungen, Dialog
Erfolgreiches Fundraising vereint überzeugende Projekte, klare Kommunikation und transparente Strukturen mit einem hohen Maß an Authentizität, Begeisterung und Wertschätzung.
Herausforderungen im Fundraising
- Hoher Recherche- und Beziehungsaufwand
- Abhängigkeiten von Entscheidungsträger:innen (GF, Vorstand)
- Mangelndes Wissen oder Verständnis in Gremien
- Fehlende personelle Ressourcen, fehlendes Wissensmanagement
- Gesellschaftliches Klima: Kritik an Großspender:innen (z. B. in Form von Neiddebatten)
Resilienz im Fundraising
Fundraising verlangt Ausdauer – ein Nein ist normal. Resilienz entsteht durch:
- Gute Vorbereitung & Recherche (Personen, Stiftungen, Unternehmen)
- Passgenaue Projektentwicklung – kreative Ideen, stimmige Anknüpfungspunkte
- Zuhören können – oft wichtiger als selbst zu reden
- Unterstützung durch die Organisation – Zeit, Ressourcen, Mitverantwortung
Tools & Weiterbildung
- Fundraising Verband Austria
→ fundraising.at/akademie
→ Stipendienprogramme, z. B. für den Lehrgang „Großspenden gewinnen und langfristig binden“ - Fachtagung Kulturfundraising
→ jährliche Fachveranstaltung mit Stipendien für kleine Kulturinitiativen
→ Austausch, Wissen, Netzwerk - Kulturspenden.at
→ Plattform der Kulturplattform OÖ
→ Technische Infrastruktur für Online-Spenden und Crowdfunding
→ inkl. Zahlungsabwicklung, Spendenbestätigung und Finanzamt-Meldung
→ kulturspenden.at - Datenbank: SwissFoundations
→ kostenfrei nutzbar für Recherchen
→ Achtung: viele operative Stiftungen fördern nur eigene Projekte
→ besonders interessant für Kontakte in der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein - Künstliche Intelligenz (KI) in der Recherche
→ im Aufbau begriffen, kann bei Vorrecherche unterstützen
→ immer Quellen überprüfen und manuell validieren!
Newsletter des Fundraising Verbandes abonnieren – wer sich regelmäßig informieren möchte, erhält aktuelle Hinweise zu Weiterbildungen, Ausschreibungen, Tagungen und Förderchancen.
Weiterführende Links:
kulturspenden.at
Fundraising Akademie Österreich
Swissfoundations – Stiftungsdatenbank