Survival Guide für die Kulturszene | Vodnik za preživetje za kulturno sceno

KIKK OFF za kulturo #34: Die Ergebnisse der Nationalratswahl 2024 sitzen auch noch über einen Monat später tief in den Knochen und sorgen in weiten Teilen der freien Kulturszene Kärnten/Koroškas, unter Kulturarbeiter:innen und Künstler:innen für Unruhe. Es braucht Strategien, welche es den Menschen, die in den Bereichen Kunst und Kultur tätig sind ermöglichen, auf eine wirksame und nachhaltige Weise den Wellen rechter Kulturpolitik standzuhalten, ihre Werte zu vertreten und Raum für ihre Projekte, Werke und Aktionen zu schaffen.

 

Survival Guide für die Kulturszene

 

Die Ergebnisse der österreichischen Nationalratswahl 2024 sitzen auch noch über einen Monat später tief in den Knochen. Mit 28,8% ging die FPÖ als stimmenstärkste Partei aus den Wahlen hervor. In Kärnten/Koroška wählten sogar 38,4% der Wahlberechtigten die Rechtsaußen-Partei. Alle Bezirke des Bundeslandes sind auf der Wahlkarte blau gefärbt. Dies sorgte in weiten Teilen der freien Kulturszene Kärnten/Koroškas, unter Kulturarbeiter:innen und Künstler:innen für Unruhe. Die Auswirkungen rechter Kulturpolitik kennt man schließlich gut. Einerseits lassen Beispiele aus jüngerer Zeit aufhorchen, so wurden die Mittel für Kunst und Kultur in Oberösterreich, wo die FPÖ Teil der Regierung ist, um 30 % gesenkt. Aber auch die eigene Erfahrung in Kärnten/Koroška aus den Jahren 1998 bis 2013 kann den Mut sinken lassen. Für einen Bereich, der oftmals nur vom Willen und Wollen einzelner Personen lebt und sich gleichzeitig in großem Maße gesellschaftspolitisch verantwortlich fühlt, kann das Gefühl von Ohnmacht schnell lebensbedrohlich werden.

Es braucht Strategien, welche es den Menschen, die in den Bereichen Kunst und Kultur tätig sind ermöglichen, auf eine wirksame und nachhaltige Weise den Wellen rechter Kulturpolitik standzuhalten, ihre Werte zu vertreten und Raum für ihre Projekte, Werke und Aktionen zu schaffen.

Im Laufe der Podiumsdiskussion Kultur für Demokratie der IG KiKK erstellten die Teilnehmenden Lena Zachmann, Peter Schorn, Angelika Hödl und Christian Hölbling darum kurzerhand einen Survival Guide für die Kunst- und Kulturszene. Dieser basiert auf sechs Ks: Konzept, Kooperation, Kommunikation, Kompromisslosigkeit, Kampf und Komik.

 

Konzept

Ein Beispiel ist die Kunst- und Kulturstrategie des Landes Kärnten/Koroška gemeint. Diese soll zum Erhalt der Vielfalt der Kärntner Kulturszene sowie der Herausarbeitung der Alleinstellungsmerkmale beitragen. Die Verknüpfung von Kunst und Kultur mit anderen gesellschaftlichen Bereichen soll während des Prozesses herausgearbeitet und die Bedeutung für Gemeinden und regionale Entwicklung ins Bewusstsein gebracht werden.
Im Idealfall steht als Ergebnis ein Maßnahmenkatalog, der den Weg in den Landtag und in die Gesetze des Landes Kärnten findet. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass eine etwaige rechte Regierung diese nicht auch wieder verändert, aber zumindest stellt der Strategieprozess eine partizipative Methode dar, um die Bedeutung Kärntens als Kulturland auch gesetzlich zu verankern und in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken.
 

 

Kooperation

Das Zusammenhalten der Kunst- und Kulturszene sowie das Entwickeln gemeinsamer Strategien kann viel bewirken. Interessenvertretungen und Bündnisse sind ein guter Weg und ein wichtiges Mittel, um sowohl der Politik gegenüber mehr Gewicht zu bekommen als auch um Ressourcen zu bündeln.

Kommunikation

Die Kommunikation mit Akteur:innen in Politik und Wirtschaft ist von größter Bedeutung, um Verständnis für die Bedürfnisse der Kunst- und Kulturszene sowie ein tieferes Verständnis für gesellschaftliche Wirkungskreise zu schaffen. Es kann ein guter Weg sein, Gespräche so zu gestalten, dass auch politische Antagonist:innen mit einzelnen politischen Entscheidungen mitziehen können.
Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit kommt hier eine Schlüsselfunktion zu. Vor allem kunst- und kulturpolitische Themen brauchen klare und strukturierte Lobbyarbeit, um Verständlichkeit zu schaffen – sowohl in der Politik als auch in einer breiten Öffentlichkeit.
Die Identifikation der Gesellschaft und politischer Akteur:innen mit dem Kunst- und Kultursektor ist wichtig. Hier kommt der Bereitstellung von Daten, Zahlen und Fakten eine zentrale Bedeutung zu. Zum Beispiel der Klarstellung, dass der Sektor Kunst und Kultur nicht vorwiegend am Tropf der Fördergelder hängt, sondern dass dieser einen zentralen Faktor für Demokratie, Gesellschaftsklima und Ökonomie darstellt.

Kompromisslosigkeit

Trotz Bereitschaft zur Kommunikation kann über basale Rechte und demokratische Werte nicht verhandelt werden. Für diese gilt es einzustehen und Missstände aufzuzeigen. Das ist eine wichtige und essenzielle Aufgabe von Kunst und Kultur. Hier ist eine klare Linie gefragt.

Kampf

Der starken Spaltung in der Gesellschaft muss etwas entgegengesetzt werden: Kooperation und das Einstehen für gemeinsame Werte sind vor allem jetzt von zentraler Bedeutung. Die Aktion Demokratie Kärnten/Koroška setzt sich dafür ein. Es braucht ein starkes, gesellschaftliches Gegengewicht zu menschenverachtender Politik. Dafür müssen wir unsere Kräfte bündeln, an einem Strang ziehen und unsere Unterschiedlichkeiten zu einer Stärke machen, die antidemokratischen und rechtsextremen politischen Kräften etwas entgegenzusetzen hat.

Komik

Humor war schon immer eine wichtige Überlebensstrategie und eignet sich ganz wunderbar um zu irritieren, einen Spiegel vorzuhalten und schlimme Zeiten zu überdauern.

 

Episode 34:
Sonntag, 3.11.2024

KIKK OFF za kulturo
Die kulturpolitische Radiosendung der IG KiKK

Jeden ersten Sonntag im Monat um 19:30 Uhr auf Radio Agora 105|5

Epizoda 34:
Nedelja, 3.11.2024

KIKK OFF za kulturo
Kulturno-politična radijska oddaja IG KiKK

Vsako prvo nedeljo v mesecu, ob 19:30 uri na Radiu Agora 105|5

Bild | Slika: Kayla Duhon by unsplash.com