kulturrisse 03/12

Wiener Kunstprojekte im Kontext städtischer Erneuerungsprozesse.
War für die fordistische Vorsorgestadt das „Soziale“ von zentraler Bedeutung, so erweist sich nun die Konsumkultur als wichtiger Faktor. Dies verdankt sich nicht zuletzt veränderten Alltagspraktiken: Aus dem vormals standardisierten Massenkonsum haben sich ausdifferenzierte Lebensstile entwickelt, die auf Genuss, Hedonismus und Erlebnisintensität setzen.
Im vergangenen Sommer hat das bürgerliche Feuilleton einen breit angelegten Abgesang auf occupy angestimmt. Die Räumung des Frankfurter Camps im Park vor der Europäischen Zentralbank, die nahende Jährung der Besetzung der Wallstreet und die Besprechungen zu verschiedenen Publikationen über occupy boten die Grundlage für eine zumeist negative, manchmal auch denunzierende Berichterstattung über die Bewegung.
Während überall in Europa neue Sparpakete geschnürt werden, um die Kosten der seit 2008 manifesten Krise des Kapitalismus auf die Bevölkerung abzuwälzen, regt sich in jüngster Zeit immer häufiger Widerstand gegen diese Politik. Neben zahlreichen Abwehrkämpfen werden dabei aktuell vermehrt auch offensiv ausgerichtete Strategien erprobt.
„Wie parieren wir den partizipatorischen Kuschelangriff? Gibt es Wege aus der Vereinnahmungsfalle?“, fragte vor etwas mehr als einem Jahr der Kongress Recht auf Stadt in Hamburg und brachte damit eine in letzter Zeit auch hierzulande immer wieder aufflammende Debatte pointiert auf den Punkt: Wie lassen sich in der „kreativen Stadt“ der Gegenwart künstlerische und kulturarbeiterische Praxen entwickeln, ohne dabei durch Stadtmarketing bzw. Parteipolitik für Gentrifizierungs- oder vergleichbare Zwecke vereinnahmt zu werden?