kunstkritik

Kafka paraphrasierend könnte ich hier fragen, wozu ein Text sonst dient, "wenn nicht dazu, das dicke Eis, das deine Seele umgibt, zu sprengen." Wir reden hier über Kunst und ihren Status innerhalb unserer Gesellschaften. Zunächst einmal stellen wir fest, dass es eigentlich völlig gleichgültig ist, ob es Kunst gibt oder nicht.
Wie uns schon Oliver Marchart in seinem Josephinismusbuch hinwies, erfolgt Aufklärung in Österreich stets bloß von oben. Das heißt, ein massenwirksames bürgerlich-liberaldemokratisches (Kunst-)Bewusstsein kam hierzulande nie zustande, was sich neben diversen Kunstskandalen der 1980er - wie der Beschlagnahmung von Achternbuschs "Das Gespenst" und den öffentlichen Auseinandersetzungen um Bernhards "Heldenplatz" - auch in der aktuellen Kunstpolitik niederschlägt.
Avantgardistische künstlerische Praktiken zeichneten sich für gewöhnlich dadurch aus, das konkrete Umfeld ihres Erscheinens zumindest herausfordern, wenn nicht gar provozieren oder schockieren zu wollen. Daran knüpfen sich unzählige Mythen, und doch oder gerade deshalb sind selbst ihre radikalsten Erscheinungsformen inzwischen museal ablegbar und kanonisierbar geworden.