Praxis

Im Sinne einer auch zu übenden Selbstkritik kann es nicht schaden, über das lebenslange Verlernen nachzudenken, im Anbetracht der nachhaltigen Schäden, die einem das Bildungssystem Schule beibringen kann.
Ich habe nämlich den Verdacht, dass dieses ganze Anti-RaucherInnen-Getue Ausdruck einer sich stetig verengenden Toleranz gegenüber den Mitmenschen und ihren Eigenheiten oder Gebrechen ist. Jetzt ist es soweit, dass man nicht mehr Nikotin in die Luft blasen darf, morgen darf man vielleicht bei der Gartenarbeit nicht mehr fluchen und schwitzen und in naher Zukunft dürfen hässliche Menschen vielleicht nur noch ab der Dämmerung auf die Straße.
zurzeit sitze ich nächtelang vorm computer und kann nicht schlafen. irgendwo versteckt sich eine melodie, die nicht zu fassen ist. das soundprogramm verfügt zwar über zigtausende sounds, aber meine finger wandern über die tastatur, vergeblich. alles retour.
Die Ausstellung im Heiligenkreuzerhof musste ich mir anschauen, denn sie zeigte den Nachlass einer Feministin, Kommunistin, Widerstands-Kämpferin und Aufbau-Künstlerin. Sage und schreibe 17 ecm-Lehrlinge fanden sich in einem Projektteam zusammen um, Ich bin keine Küche, Gegenwarts-Geschichten aus dem Nachlass von Margarete Schütte-Lihotzky auf die Beine zu stellen.
Seit drei Jahren gibt es Euromayday auch in Wien. Bekannt ist Euromayday vor allem durch die alljährliche Parade am 1. Mai, bei der auf die fortschreitende Prekarisierung der Lebens- und Arbeitsverhältnisse aufmerksam gemacht werden soll. Euromayday ist Selbstorganisation. Ist Aufbegehren. Ist Aktion. Ist kreative Auseinandersetzung mit Gegenmodellen und Utopien. Ist eine Einladung, nicht fragmentiert, für sich alleine, sondern vernetzt mit anderen zu kämpfen.
Anfang Dezember spielte sich auf der Laudongasse, um das Volkskundemuseum herum, ein kleiner Dialog der Aus- und Ansagen ab. Ein über beide Stockwerke des Gebäudes gespannter Banner bildete die Einladung zu der aktuellen Ausstellung. „Weihnachtskrippen“ war darauf in riesigen Buchstaben zu lesen. In einer kleinen Auslage vis-a-vis hingegen hingen ein paar, im Vergleich dazu, eher unscheinbare Plakate, die ein Symposium ankündigten, das ebenfalls in besagten Räumen
Der Bewegungsmelder Kultur war zu Besuch im OHO in Oberwart, die ihren Herbstschwerpunkt „Masken: Realität im Graubereich“ präsentieren. In Kulturpolitik aktuell hören wir Ausschnitte aus der Podiumsdiskussion „First Life / Second Life oder die Konstruktion von Wirklichkeit“. KulturarbeiterInnen des Monats sind Kathrin Kaiser und Herbert Kopitar vom OHO, die das Projekt „Supervise CCTV“ zu Überwachung im öffentlichen Raum vorstellen und die sputniks on air
als ein sympathischer wiener technoclub in einer originellen location – einer ehemaligen mensa, die tausende provinzkinder auf wienwoche verköstigte – seine baustelle fand – und mit einer japanischen wortkreation seinen originellen, auf jeden fall nach großstadt klingenden titel – war wien baff. sämtliche musik- und szenebeschreiberInnen freuten sich, wie cool wien jetzt wäre – fast schon berlin. juhu, wir sind in berlin angekommen! wien 2004! geht’s dem klub gut, geht’s dem standort gut!
Der zeitgeistige Tenor zum Thema politischer Sprengkraft von Kunst ist jener, dass, wo alles medial erlaubt ist, keine ästhetischen Provokationen mehr möglich seien. Jüngste Ereignisse rund um ein Kunstprojekt von hellwach – bei Gewalt an Frauen zeigen etwas anderes.
Die Lesbians on Ecstasy, gegründet 2004, sind eine vierköpfige Montrealer Band, die hauptsächlich durch ihren tanzfreundlichen Ansatz beliebt wurde. Gab es in schwuler Clubkultur längst eigene Schwerpunktsetzungen im Terrain der Unterhaltung, wie eben die allerorts beliebten House-Clubs, so sah es auf Seiten lesbischer Clubkultur immer ein wenig mager aus.
Über die Stationierung deutscher Mittelstreckenraketen sprach man mit Nena, der „Rennbahn Express“ verhandelte Hainburg und Martina Navratilova spielte gegen die Norm weiblicher Sexualität. Dem dualen Weltbild (FS1 und FS2) entkam man jedoch gerade nur in der extremsten Peripherie der Bundesländer, im Grenzgebiet zu Deutschland. Den Sprung von Gottes Hand zum Selber-Hand-Anlegen, den schien eine Segnung namens Radiokassettenrecorder zu versprechen. Das Mixtape als meine Welt.
Einen Überblick über die freie Medienszene in Oberösterreich, deren Geschichte und deren Perspektiven zu zeigen, kann naturgemäß nur schlaglichtartig erfolgen, ohne Systematisierung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit, weil das diesen Rahmen sprengen würde. Holzschnittartig, weil eine echte Differenzierung vermutlich den Blick dermaßen zerstreuen würde, dass er im Nebel der Vielzahl der Erzeugnisse gar nichts mehr fassen könnte. Und ein solcher Überblick an diesem Ort kann nur die jüngere Geschichte betrachten, alles andere wäre Forschungsgegenstand der Zeitgeschichte, die jedoch einen großen weißen Fleck auf diesem Feld aufweist.